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Interview - YOSU
„Wenn jemand so mit mir umgehen würde, wie ich es selbst manchmal tue – ich hätte schon längst mit der Person Schluss gemacht.“
9. November 2025
Lagerkoller: Was macht deine Musik aus?
YOSU: Meine Musik klingt wie der Chat mit der besten Freundin, nachts um halb drei – ehrlich, direkt und ohne Angst vor Deeptalk. Ich liebe es, wenn ich mich von Musik verstanden fühle. Seit ich denken kann, waren die Songs, die das geschafft haben, meine Lieblingssongs. Das Gleiche möchte ich jetzt mit meiner eigenen Musik erreichen.
Lagerkoller: Wie bist du überhaupt zur Musik gekommen?
YOSU: Die CDs meiner Eltern haben mich von klein auf inspiriert. Michael Jackson – Greatest Hits History. Dann hab ich angefangen dazu zu tanzen. Irgendwann hat meine Mama gesagt: „Gebt dem Jungen eine Gitarre“. Und ab da war es dann nicht mehr aufzuhalten.
Lagerkoller: Erinnerst du dich an deinen ersten Song oder Auftritt?
YOSU: Ich hab als Kind immer Shows für meine Familie organisiert. Wir hatten einen erhöhten Wassertank auf dem ich alles mögliche dargeboten habe – von Zaubertricks bis Singen.
Meinen ersten richtigen Auftritt hatte ich dann wohl mit 10 beim Straßenmusikmachen auf dem Weihnachtsmarkt.
Lagerkoller: Woher nimmst du deine Inspiration?
YOSU: Die Ideen stammen aus meinem Alltag – einfach Dinge, die ich erlebe, die mich beschäftigen. Im Gespräch mit Freunden wird manches dann plötzlich so klar, dass daraus ein Song entstehen muss.
Lagerkoller: Wann hast du gemerkt, dass du mit deiner Musik ernst machen willst?
Willst du das überhaupt? Falls ja, Was heißt “ernst machen” für dich?
YOSU: „Ernst machen“ heißt für mich, an seine Träume zu glauben. Das kann ich nicht immer, hab mich aber dazu entschieden es jeden Tag neu zu versuchen. Einfach, weil ich gemerkt habe, dass meine Träume größer sind als meine Angst.
Lagerkoller: Was war bisher dein größter Schritt oder Wendepunkt als Künstler:in?
YOSU: Ich habe mich 2022 dazu entschlossen meinen bürgerlichen Namen mit meinem Künstlernamen „YOSU“ zu ersetzen. Das hat sich angefühlt wie ein kleiner Neuanfang und hilft mir dabei, meine Privatperson nicht komplett von meinem Artisten abhängig zu machen.
Lagerkoller: Erzähl uns etwas über deine kürzlich erschienene EP „Mit besten Wünschen!
YOSU: Im Titelsong meiner neuen EP „Mit besten Wünschen“ zeige ich, wie es klingt, wenn man sich selbst zum größten Gegner macht – diese Stimme, die immer wieder sagt, man sei nicht genug.
„Wenn jemand so mit mir umgehen würde, wie ich es selbst manchmal tue – ich hätte schon längst mit der Person Schluss gemacht.“ Dieser Gedanke zieht sich durch den Track, der zwischen Selbstanklage und Selbstannahme balanciert.
Mit besten Wünschen macht spürbar, wie hart wir oft mit uns selbst sind – und dass Loslassen manchmal die ehrlichste Form von Selbstliebe ist.
Lagerkoller: Welche Artists inspirieren dich aktuell am meisten?
YOSU: Ich geb zu ich bin großer Girliepop Fan. Sabrina Carpenter und Tate McRae haben mich dieses Jahr schon doll gecatcht – ich steh voll drauf, wenn Musik einfach richtig guter Pop ist. Gleichzeitig inspiriert es mich auch sehr, wenn KünstlerInnen experimentell mit Pop umgehen. Das hat im letzten Jahr charli xcx geschafft und ganz aktuell Rosalía.
Lagerkoller: Wie nimmst du die aktuelle Musikszene war – eher motivierend oder herausfordernd? Welche Rolle spielt Social Media?
YOSU: Ich glaube jede Epoche hatte ihre Herausforderungen. Und aktuell ist es eben die große Masse an Menschen, die Musik machen und online um Watchtime kämpfen. Ich bin kein Fan davon darüber zu ranten. Ich schaue lieber nach Möglichkeiten, wie man diese Herausforderungen für sich nutzen kann. Klar ist es schwierig. Aber das war es ja schon immer.
Lagerkoller: Was bedeutet für dich Authentizität?
YOSU: Für mich ist Authentizität, wenn ich nicht das Gefühl habe mich zu verstellen. Ich glaube viele empfinden sich als nicht authentisch, wenn ihre Artistpersona von der privaten Persona abweicht. Wenn ich mich als Künstler aber Dinge traue, die ich mich privat nicht trauen würde, dann ist das doch auch authentisch, oder?
Lagerkoller: Inwieweit findest du es wichtig, als Künstler:in politische Aussagen zu tätigen/ Standpunkte öffentlich zu vertreten?
YOSU: Keine politische Aussagen zu machen ist auch eine politische Aussage. Das muss einem bewusst sein. Und wenn es um Menschenrechte und Menschenwürde geht gibt es nur eine Option: dafür laut werden.
Lagerkoller: Was ist dir wichtiger: Reichweite oder künstlerische Freiheit?
YOSU: Natürlich künstlerische Freiheit. Wobei ich nicht glaube, dass sich das gegenseitig ausschließt. Ich erinnere mich daran, wofür ich das Ganze mache. Das ist nicht immer ganz einfach, aber für mich gab es nie eine andere Option, als weiterzumachen.
Lagerkoller: Wenn du dir ein Feature wünschen könntest – mit wem wär’s?
YOSU: Rosalía singt ja jetzt auf deutsch…
Lagerkoller: Was sollten Menschen fühlen, wenn sie deine Musik hören?
YOSU: Menschen sollen sich von meiner Musik in ihren Gefühlen, Sorgen und Ängsten verstanden fühlen.
Lagerkoller: Deine Bad Habits?
YOSU: Alles selber machen. Egal wie viel Zeit das in Anspruch nimmt. Ich sehe etwas, denke mir: „Geil, das krieg ich mit 2-3 Tutorials und Chat GPT auch hin“, und kann dann nicht mehr aufhören, bis es genau so aussieht, wie ich es mir vorgestellt habe.
Lagerkoller: Was steht als nächstes an? Kommende Releases? Tour?
YOSU: Ich hab eine Menge Demos in der Dropbox, die nur darauf warten released zu werden. Was wann kommt darf ich noch nicht verraten. ■
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